Sci-Fi im Osten: Stanislaw Lem und die Gebrüder Strugatzki
Auch in den Ländern der früheren UdSSR hatten Sci-Fi-Erzählungen einen enormen Stellenwert. Einer der großen Meister der Science-Fiction Literatur stammt aus Polen: Stanislaw Lem. Er erfreute sich auch im Westen einer enormen Bekanntheit. Bücher und Erzählungen wie “Solaris” machten ihn weltberühmt.
Im Unterschied zu ihren westlichen Kollegen mussten die Schriftsteller der Warschauer-Pakt-Staaten vorsichtig sein mit dem, was sie zu Papier brachten. Die Science-Fiction bot sich als einzigartiger Fluchtraum an. Hier konnte man verschlüsselt ausdrücken, was vielleicht in einer realistischen Erzählung der Zensur stärker aufgefallen wäre. Gleichzeitig lebten die Autoren dort praktisch in einer Utopie. Sie waren Beteiligte eines gewaltigen Gesellschaftsexperiments.
Zugleich war der Futurismus in der Sowjetunion Teil der Staatsräson. Die unvergleichlichen Erfolge der russischen Raumfahrt sind Zeugnis dieser einst zukunftsorientierten Gesellschaft. In den Romanen konnte man aber auch seine Zweifel am Funktionieren der Utopien anbringen.
Bemerkenswert ist die Offenheit der russischen Autoren Boris und Arkadi Strugatzki, die mit Werken wie “Es ist nicht leicht, ein Gott zu sein” und “Picknick am Wegesrand” im Westen bekannt wurden. Recht unverblümt erzählen ihre unterhaltsamen Geschichten auch von gesellschaftlichem Verfall und Korruption.
“Picknick am Wegesrand” wurde zur Vorlage für “Stalker” des russischen Meisterregisseurs Andrej Tarkowski. Dieser verfilmte auch Lems Roman “Solaris”. “Stalker” wandelte die Geschichte der Strugatzkis ab, behielt aber die fesselnde Idee einer Zone bei, in der die Naturgesetze außer Kraft gesetzt sind. Die gefährlichen Fallen, die nur von einem besonderen Führer, dem “Stalker”, umgangen werden können, sind eine Hinterlassenschaft außerirdischer Besucher.
Es ist bekannt, dass die Romanvorlage auch in der früheren DDR wegen ihrer Implikationen sehr beliebt war. Die Idee der verbotenen Zone, die in der Filmadaption dann auch sehr wie ein verstrahlter Bereich erscheint, weckte unheimliche Assoziationen an die Todeszone um den Unglücksreaktor in Tschernobyl.
Weniger bekannt ist die Verfilmung des Strugatzki-Romanes “Es ist nicht leicht ein Gott zu sein”. Dabei ist dies einer der wenigen deutschen Sci-Fi-Produktionen und einer der ganz wenigen Fälle einer deutsch-russischen Koproduktion durch den Regisseur Peter Fleischmann.
“Solaris” von Stanislaw Lem wurde nach Tarkowski ein zweites Mal von Steven Soderbergh verfilmt. Auch diese Geschichte zeigt, was eine typische Sci-Fi Erzählung ausmacht: Der Ozean eines fernen Exoplaneten lässt die inneren Ängste der Astronauten einer Raumstation Gestalt annehmen. Auch hierbei handelt es sich um eine gerade noch plausible Erzählung. Tatsächlich befasst sich auch die Astronomie mit Formen anders gelagerter Intelligenz und deren Möglichkeiten.