Sternensagen und politische Utopien: James Herbert und Robert Heinlein
Der Weltraum ist in der Science Fiction nicht nur der Ort fremdartiger Wesen. Die Entdeckungen der Astronomie beflügelten die Fantasie der Autoren auch zu großen Epen und wahrhaft kosmischen Dramen. Meist werden hier Imperien und Föderationen interstellarer Gemeinschaften in die Zukunft projiziert. Daneben ist auch das All eine geeignete Projektionsfläche politischer Utopien.
Mit dem Beginn der bemannten Raumfahrt nehmen auch die Sternen-Sagen auf der Erde an Fahrt auf. Man kann sich nun alles vorstellen. Der Beginn der Ära der bemannten Raumfahrt fällt aber auch in die Zeit neuer gesellschaftlicher Umbrüche wie der 68er-Revolution und Experimente mit psychedelischen Drogen.
So ist James Herberts Sci-Fi-Klassiker “Der Wüstenplanet” wie viele andere Science-Fiction-Werke auch vor dem Hintergrund seiner Entstehungszeit in den 60er Jahren zu sehen. Herbert schildert in “Der Wüstenplanet”, Originaltitel “Dune”, eine feudale, interstellare Gesellschaft. Obwohl die Geschichte in ferner Zukunft angesiedelt ist, gleicht die Gesellschaftsordnung mehr der des Mittelalters mit einem Kaiser und rivalisierenden Häusern.
Im Unterschied dazu fließen in die Story modische Ideen ein: Weltraumflüge werden von den sogenannten “Navigatoren” mit Gedankenkraft bewältigt, die eine besondere Droge, “Das Spice” benötigen. Diese psychedelische Droge wird von den Sandwürmern auf dem legendären Wüstenplaneten produziert. Nahelegend entbrennt dann auch ein Kampf um diesen Exoplaneten, der das Schicksal des galaktischen Imperiums bestimmt.
Im Zentrum der Geschichte steht Paul Altreides. Dieser Held ist als Auserwählter mit übersinnlichen Gaben ausgestattet. Die unheimliche Kraft seiner Psyche spielt eine entscheidende Rolle. Auch das passte in das Klima der 60er Jahre.
Dune hatte bereits alle Zutaten, die später für die größte aller Space Operas wichtig werden sollte. Wie in “Star Wars”, wo die “Force” als bestimmende geheimnisvolle Kraft die Welt gestaltet, wirken auch in Dune größere Dimensionen, die die Geschicke der Menschen bestimmen.
Im Unterschied zu den Technik-Utopien erscheinen die Sternensagen, die bis heute ein sehr beliebtes Sub-Genre der Science Fiction sind, geradezu rückwärtsgewandt: Hier spielen sich vor der Kulisse ferner Planeten antike Dramen ab. Familienverhältnisse und Abstammung spielen eine enorme Rolle. Meistens führen nicht technische oder Umweltkatastrophen in den Untergang, sondern Leidenschaft, Verrat und Krieg unter Stämmen.
Trotzdem taugt diese Spielart aber auch für politische Utopien und futuristische Kampfszenarien. Ein anderer prägender Autor dieser Epoche ist Robert Heinlein. Er gehört mit Isaac Asimov und Arthur C. Clarke (2001) zu den großen Drei der Sci-Fi. Er entwarf unter anderem in “Starship Troopers” kontroverse soziale Utopien und zeigte wie Huxley, George Orwell und Ray Bradbury (“Fahrenheit 451”) mögliche gesellschaftliche Gefahren auf.